


Ein imaginäres Museum
Cherche le sens de la realite intérieur
Zitat von Andre Malraux zu seinem gleichnamigen Werk
Ich bin am 15.Juni 1939 in Malleray geboren, das im ValléedeTavannes im Berner Jura liegt. Ich besuche diesen Ort jeweils an meinem Geburtstag, um die Landschaften zu sehen, die mich seit meiner Kindheit immer wieder beeindrucken. Neben den lichten Tannenwäldern vor allem die sogenannten Santiers de Randonnée en Calcaire, durch welche mein Vater und meine Onkel uns jeweils spazieren führten. Ein helles knirschen und blitzen des gestampften Kalkmergels im Sonnenlicht. Und natürlich die Steinmauern mit Durchgängen aus Holz oder Metall.

Seit dem Umzug der Familie 1941 nach Bern und den Geburten meiner Geschwister Pierette und Fernand fuhren wir regelmässig zwei bis drei Mal nach Reconvilier, ein Nachbardorf von Malerray, wo wir jeweils von einer ganzen Schar von Onkeln und Tanten am Bahnhof mit Freudentränen empfangen wurden, den sie waren bis auf eine Ausnahme, meine Cousine Henriette, kinderlos. Seit dieser Zeit ist der Jura eines meiner Hauptziele für fotografische Wanderungen, was ja auch verständlich ist, denn meine ersten zwei Lebensjahre wurden durch die sinnlichen Eindrücke einer ländlichen Umgebung und dörflichen Familienstrukturen und nicht zuletzt durch die Sprache geprägt, die natürlich noch Jahre im Familienkreise im Arbeiterquartier Lorraine in Bern angewendet wurde, was zuweilen für mich und meinen Geschwistern, die in einem städtischen Umfeld aufwuchsen, zu Konflikten mit der berndeutschen Sprache führten. Die folgende Serie ist der Versuch, meine Fotografien mit den Bildern von Fernand zu verbinden, denn sein vierjähriger Aufenthalt in Kyoto Japan hat ihn ja genau so stark geprägt wie meine Erinnerungen an den Jura.




Ein typisches Merkmal dieser Landschaft sind die Trockensteinmauern, welche Parzellengrenzen bilden und ebenfalls aus Kalkstein bestehen und dessen Farben von beigeweiss zu goldgelb und blaugrau reichen, wobei die gelbe Farbe aus einer eisenhaltigen Stoffverbindung stammt und zudem mit transparent erscheinenden Calcitadern durchsetzt sind. Deswegen der mitunter helle Klang beim berühren mit Metall. Für mich als Architekt bedeuten diese Steinmauern eine Heterotopie des Übergangs, vom Drinnen nach Draussen, wobei man beim Durchqueren der Holz- oder Metallteile wiederum in einen Innenraum tritt.












Diptychen
Es folgt die Serie mit je zwei Bildern: Links eine Fotografie von mir und rechts ein Bild von Fernand. Beide Bilder können als ein Diptychon gelesen werden. Die Fotografien sind, mit wenigen Ausnahmen, bewusst in Schwarzweiss gehalten, um den Kontrast zu den Farbbildern zu verstärken.

















Es kommen in dieser Serie nicht nur Fotografien aus dem Jura, sondern auch aus meinen anderen Reisen vor, aber sie betreffen immer eine gewisse Verwandtschaft untereinander. Zum Beispiel die präzise Erinnerung an ein Bild aus meiner Kindheit, wie untenstehende Fotografie zeigt: Ein Haus gleich neben dem Bahnhof von Reconvilier, dessen Fassade seit Jahren einen Rahmen zeigt, worin sich der Schatten eines Baumes spiegelt. Später habe ich aus einer Erzählung erfahren , dass da früher eine Reklame von Dubonnet angebracht war und hier durch einen Linolschnitt von Fernand ergänzt wird. Zuletzt wurde die Fassade mit gelber Farbe überstrichen. Daraus folgt eine Serie von experimentalen Kompositionen, die aus Fragmenten von Zeichen in Form von Diptychen und Collagen mit Überblendungen dargestellt sind.












